Von der Beharrlichkeit des Spülbeckens

17. April 2017
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Replik von Eiszeit (Schweiz) auf den Artikel »Abseits des Spülbeckens - Fragmentarisches zu Geschlecht und Kapital« aus Kosmoprolet 4 (Freundinnen und Freunde der klassenlosen Gesellschaft).

Mit eurer Kritik an Federici und Scholz beschäftigen wir uns nicht, denn die teilen wir. Anders verhält es sich mit eurer These einer Tendenz zur Nivellierung des Geschlechterverhältnisses. Diese würden wir mit erheblichen Fragezeichen versehen, denn der Prozess verläuft um einiges uneinheitlicher und in sich widersprüchlicher als von euch dargestellt. Eure Ausführungen in diesem Punkt scheinen uns von einem angesichts des grassierenden Idealismus in Fragen der Geschlechterverhältnisse zwar verständlichen, aber dennoch fragwürdigen Wunsch nach Orthodoxie geprägt, wie auch von einer sehr kreuzbergisch-neuköllnisch verengten Perspektive, die leider mit einer Weigerung einhergeht, die Empirie mehr als kursorisch zur Kenntnis zu nehmen. Und ohne ein gewisses Mass an Statistikschlacht ist den aktuellen Erscheinungen in Sachen Geschlecht nun mal nicht beizukommen.

Die These einer Nivellierung des Geschlechterverhältnisses würden wir mit erheblichen Fragezeichen versehen, denn der Prozess verläuft um einiges uneinheitlicher und in sich widersprüchlicher als von euch dargestellt.

Ihr schreibt: «In der Gattungsgeschichte seit Adam und Eva hat das biologische Geschlecht wohl noch nie eine so geringe Rolle für das Leben der Einzelnen gespielt». Wir halten das für eine recht steile These, die sich einerseits aus der perspektivischen Verengung auf Erwerbsarbeit und juristischen Status ergibt – eine Verengung, die ihr übrigens mit dem bürgerlich-liberalen Feminismus sowie Teilen der Arbeiterbewegung des frühen 20. Jahrhunderts teilt – und andererseits daraus, dass ihr die weiter zurückliegenden Teile der «menschlichen Gattungsgeschichte» vollständig ignoriert. Dazu halten wir nur fest, dass gerade die neuere Forschung zur Altsteinzeit keineswegs für eine rigide Geschlechterordnung spricht. 1 Auch wenn das Verhältnis zwischen den Geschlechtern kein vertragsförmiges wie das zwischen Kapital und Arbeit ist, erscheint uns eure These von einem für MarxistInnen ungewöhnlich hohen Mass an Vertrauen in die Mechanismen formaler Gleichheit getragen.

Fast sämtliche relevanten Fortschritte in der juristischen Gleichberechtigung der Geschlechter – im Wahlrecht, dem Recht auf Bildung, der Verankerung der Gleichberechtigung in der Verfassung und im Eherecht, wurden, wie ihr selbst festhaltet, erst im 20. Jahrhundert erreicht. Diese Entwicklung taugt unseres Erachtens deshalb nur bedingt als Beleg für eine seit 300 Jahre anhaltende Tendenz. Ebenso kann, was die Verteilung von Arbeit, Lohn und wirtschaftlicher Macht anbelangt, kaum von einer Nivellierungstendenz «in den letzten 300 Jahren kapitalgetriebener Geschichte» die Rede sein.

Mittlerweile ist die formaljuristische Gleichberechtigung von Frauen zumindest in der westlichen Welt durchgesetzt. In der politisch-juristischen Sphäre insgesamt ist es aber nicht «zur Gleichstellung gekommen», wie ihr behauptet, so sind Parlamente und Regierungen nach wie vor weit davon entfernt geschlechter-egalitär aufgeteilt zu sein: So besetzten Frauen im EU-Durchschnitt 27% aller Sitze im Jahre 2012, 2 und auch 2016 stehen in gerade einmal 21 Ländern (von 195) Frauen an der Spitze. 3
Ein uneinheitliches Bild ergibt sich auch, wenn man den Zugang von Frauen zum Arbeitsmarkt über die letzten 300 Jahre betrachtet. Die Arbeit war in vorindustrieller Zeit zwar teilweise geschlechtsspezifisch aufgeteilt, viele Arbeiten wurden aber auch gemeinsam verrichtet. Vor allem aber gingen Produktion und Reproduktion fliessend ineinander über. So waren Frauen zwar für den Haushalt verantwortlich, aber nicht darin isoliert. 4 Dass sich die Trennung von Erwerbs- und Hausarbeit in der Schärfe, wie wir sie heute kennen, erst im Kapitalismus vollzog, haltet ihr ja selbst fest. Ebenso den Umstand, dass die Arbeiterklasse das bürgerliche Ideal der Frau als Hausfrau ab Ende des 19. Jahrhunderts zunehmend übernahm, auch wenn es letztlich nie gänzlich umgesetzt wurde.

Während ein vergleichsweise hoher Prozentsatz von Frauen am Anfang des 18. Jahrhunderts erwerbstätig war, sank dieser Anteil während der industriellen Revolution bis 1900. 5 Zudem wurden die Frauen auch in der Erwerbsarbeit zunehmend in haushaltsnahe Tätigkeiten gedrängt: «Mit der bürgerlichen Frauenrolle schuf die Trennung von weiblicher Hausarbeit und männlicher Berufsarbeit neben der patriarchalen Abhängigkeit der Bürgerin einen weiblichen Arbeitsmarkt, der eine große Zahl von Unterschichtfrauen im Gegensatz zu ihren Männern auf den unfreien und entwerteten Dienstbotinnenstatus beschränkte». 6 Die Umstellung von der Sichel auf die Sense in der Landwirtschaft verdrängte die Frauen überdies aus der Feldarbeit. Gleichzeitig nahm die Lohnungleichheit zwischen den Geschlechtern zu: So verdienten Tagelöhnerinnen 1750 in der Landwirtschaft 61% des Lohns ihrer männlichen Kollegen, 1800 37%. 7 Zweifellos war die gesellschaftliche Arbeit gegen Ende des 19. Jahrhundert in England und Deutschland rigider und hierarchischer zwischen den Geschlechtern aufgeteilt als zu Beginn des 18. Jahrhunderts. Der Kapitalismus «erbte» also nicht einfach eine sehr rigide Geschlechterordnung von vorherigen gesellschaftlichen Formationen, wie ihr schreibt. Er verschärfte diese erst einmal erheblich.

Eine der wenigen verfügbaren, einen längeren Zeitraum abdeckenden, Statistiken über geschlechtsspezifische Erwerbstätigkeit umfasst die Erwerbsquoten von Frauen, die älter als 15 Jahre sind. Diese Daten illustrieren, dass Frauen – von Land zu Land verschieden – zeitweise aus der Erwerbsarbeit verdrängt und zeitweise wieder integriert wurden. Der Prozentsatz an erwerbstätigen Frauen ist insbesondere zwischen 1960 und 2000 erneut stark angestiegen – in einigen Ländern wie Frankreich, Italien, Japan und Belgien ist die Prozentzahl aber immer noch geringer als zu früheren Zeiten. 8 Statistiken über Erwerbsquoten sind aber oft wenig aussagekräftig, weil sie die Erwerbsquote unabhängig von der Zahl der geleisteten Arbeitsstunden wiedergeben. Der starke Anstieg der Erwerbsquoten von Frauen in den letzten Jahrzehnten ist u.a. auch auf eine starke Zunahme an Teilzeitarbeit von Frauen zurückzuführen.

Der Kapitalismus «erbte» nicht einfach eine sehr rigide Geschlechterordnung von vorherigen gesellschaftlichen Formationen, wie ihr schreibt. Er verschärfte diese erst einmal erheblich.

Ebenfalls nicht geradlinig ist die Entwicklung der Lohnungleichheit. Während es schon früher unterschiedliche Lohnentwicklungen gab, beschränken sich die neuesten Nivellierungstendenzen vielmehr auf eine bestimmte, relativ kurze Zeitperiode – grob gefasst 1960 bis 2000 –, die von einer starken Frauenbewegung geprägt war. 9 Seither verharrt sie allerdings auf praktisch demselben Niveau. 10 Zudem ist die Ungleichheit der Verteilung von Vermögen zwischen Männern und Frauen in den letzten Jahren zumindest in Deutschland weiter zugunsten der Männer gestiegen. 11

Frauen, die einen männlich codierten MINT12-Beruf ergreifen, bleiben diesem oft langfristig nicht treu. Dies relativiert den steigenden Anteil von MINT-Studentinnen, den ihr in „Ein genauerer Blick ins Spülbecken» anführt. Vierzig Prozent aller in den USA ausgebildeten Ingenieurinnen gehen ihrem Beruf nie nach oder sie geben ihn nach kurzer Zeit wieder auf. Eine Studienleiterin resümiert: «Nicht Schwangerschaften, Vereinbarkeit mit der Familie, Arbeitsbelastung oder etwa Arbeitsinhalt sind die Gründe, dass Ingenieurinnen ihrem Beruf den Rücken kehren – sondern Sexismus.» Schon im Praktikum kämpfen die angehenden Ingenieurinnen gegen Anmache, sexistische Sprüche und Vorurteile und werden auf administrative und zudienende Aufgaben festgeschrieben. 13

Von der Last des Spülbeckens werden nur wenige Frauen durch die Verwarenförmigung der Reproduktionsarbeit befreit.

Selbst wenn die Erwerbsarbeit, zuweilen auch auf höheren Hierarchieebenen, keine reine Männerdomäne mehr ist, sind die Muster der geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung innerhalb der Reproduktionssphäre ausserordentlich beharrlich. Von der Last des Spülbeckens werden nur wenige Frauen durch die Verwarenförmigung der Reproduktionsarbeit befreit und selbst das ist nur möglich durch ein Heer von wiederum weiblichen, häufig migrantischen und prekär beschäftigten Hausangestellten, Kinderbetreuerinnen, Pflegerinnen usw. Für die anderen, die den ganzen Kram noch selbst machen, gilt: Die Verteilung von unbezahlter Arbeit unter Frauen und Männern ist heute tatsächlich weniger ungleich verteilt als noch 1960. Während Frauen 1960 in den kapitalistisch meist entwickelten Ländern vier Fünftel aller unbezahlten Arbeit leisteten, waren es 2000 nur noch zwei Drittel. 14 Jedoch deutet die Entwicklung in den letzten Jahren eher auf eine schwache gegenläufige Entwicklung bzw. eine Stabilisierung hin. 15 Eine aktuelle Studie (2013) des Bundesamts für Statistik der Schweiz zeigt, dass nur 4% der Männer die Hauptverantwortlichkeit für den Haushalt tragen, jedoch 67% der Frauen. Die restlichen 25% gaben an gemeinsam für den Haushalt verantwortlich zu sein. Dass diese vermeintlich egalitären Arrangements jedoch in aller Regel zulasten der beteiligten Frauen gehen, ohne dass das auf patriarchalische Geschlechterverhältnisse zurückgeführt würde («sie hat halt einen Sauberkeitsfimmel») haben Speck/Koppetsch ausführlich dargestellt. 16 Eure Aussage, es könne angesichts der langfristigen Tendenz von einer rigiden Geschlechterordnung nicht mehr die Rede sein, halten wir angesichts solcher Verhältnisse für verfehlt.

Bedeutungsvoll für die künftige Entwicklung des Geschlechterverhältnisses wird auch der laufende Rückbau des Sozialstaats sein, der auch eine Rückführung von sozialen und gesundheitlichen Aufgaben in die individuelle Verantwortlichkeit beinhaltet. Vor diesem Hintergrund ist die Reform des Unterhaltsrechts in Deutschland, die ihr ja auch erwähnt, ein deutlicher Rückschritt. 17 Am Beispiel Griechenlands illustriert ihr selbst, dass entsprechende Kürzungen in erster Linie von Frauen aufgefangen werden; eine aktuelle Analyse aus Grossbritannien kommt zum selben Schluss. 18 Es wäre wenig verwunderlich, wenn sich dies auch hierzulande ähnlich gestalten würde.

Auf der ideologischen Ebene, beispielsweise bei der Propagierung normativer Geschlechtscharaktere beobachten wir heutzutage eine Zuspitzung. Von Geburt an werden Mädchen und Jungen als unterschiedliche Spezies mit unterschiedlichen Interessen adressiert, selbst banale Alltagsgegenstände (Saft, Mineralwasser, Zahnbürste, Lego) sind geschlechtlich codiert. Eine Studie zeigt, dass 1975 das Jahr mit dem geringsten Anteil – 2% der Spielzeuge im Katalog der amerikanischen Warenhauskette Sears – an geschlechtsspezifisch vermarktetem Spielzeug war. Auf dem Höhepunkt der zweiten Frauenbewegung und bis Ende der 80er Jahre wurde Spielzeug hauptsächlich genderneutral produziert und beworben, seither geht der Trend in Richtung Segregation. Noch nie wurden Spielzeuge so geschlechtsspezifisch produziert und vermarktet wie heute. 19

Auf der ideologischen Ebene, beispielsweise bei der Propagierung normativer Geschlechtscharaktere beobachten wir heutzutage eine Zuspitzung.

Darüber wie sich diese geschlechtsspezifische Zuschreibung mittel- und längerfristig auf die Geschlechterverhältnisse auswirken wird, kann zwar heute nur spekuliert werden. Erste Auswirkungen scheinen sich jedoch im Bewusstsein jüngerer Generationen zu manifestieren. Zwar stimmen in Deutschland fast 70% der westdeutschen und 88% der ostdeutschen Frauen und Männer einer egalitären Rollenaufteilung zu. 20 52,7% sagen aber auch, Frauen «sollten ihre Rolle als Ehefrau und Mutter ernster nehmen». 16 bis 21jährige stimmten dieser Aussage sogar einen Tick öfter zu als 22 bis 34jährige.21 28% der Männer finden die Gleichberechtigung der Frau «zum Teil schon übertrieben» 22. Insbesondere die Jugend scheint, das sagt auch die Shell Jugendstudie, extrem konventionell und einseitig an Familie und Karriere interessiert.

Auch die wachsenden, einschränkenden Erwartungen an den Körper im Mainstream – besonders den weiblichen – deuten in diese Richtung. Der männliche Köper ist mittlerweile auch als Projektionsfläche für Unzulänglichkeitsangst und Selbstoptimierung erkannt und wird von diversen Branchen entsprechend bearbeitet. Dies spricht aber erstens nicht für einen Bedeutungsverlust der Geschlechterunterschiede, weil die Körpernormen ja überwiegend geschlechtsspezifisch sind. Zweitens gibt es harte Fakten, die gegen eine Angleichung in diesem Bereich sprechen. Für die USA gibt es seit 1997 detaillierte Statistiken zu kosmetischen Behandlungen wie Botox-Injektionen und Schönheitsoperationen: Ihre Anzahl ist um 500% gestiegen, wobei der Frauenanteil stabil bei über 86% geblieben ist.23

Ausdruck der allgegenwärtigen Ambivalenz weiblicher Emanzipationsgeschichte ist es auch, dass der gegenwärtige weltweite Rechtsruck in nicht wenigen Fällen das Gesicht einer Frau trägt und pseudofeministische Rhetorik gegen Immigration mobilisiert. Eine ganze Reihe weiterer Errungenschaften feministischer Kämpfe stehen gerade wieder zur Disposition: Wie ihr selbst einräumt, wird von staatlicher und gesellschaftlicher Seite das Recht auf Selbstbestimmung von Frauen über den eigenen Körper, sprich das Recht auf Abtreibung, nicht nur wieder in Frage gestellt, sondern realiter auch eingeschränkt. In den USA wird Frauen durch die Schliessung von entsprechenden Kliniken die Abtreibung faktisch verunmöglicht und Zugang zu Verhütungsmitteln durch Einwirkung auf Krankenversicherungen teilweise massiv erschwert. Derzeit sind sowohl ein Vetorecht für werdende Väter bei Abtreibungen 24 wie auch die Abtreibung für den Mann, bei der mann sich quasi vertraglich von seinem gezeugten Kind lossagen kann 25, im Gespräch. Auch in Spanien wurde das Abtreibungsrecht 2015 wieder eingeschränkt, in Frankreich sind rechte Katholiken auf dem Vormarsch, in Polen konnte das völlige Verbot von Abtreibungen in letzter Minute dank eines Frauenstreiks verhindert werden. Kurz: ein zentrales Schlachtfeld, auf dem die rechten Globalisierungsgegner allerorten ihre reaktionären gesellschaftspolitischen Vorstellungen durchzusetzen versuchen, ist (neben dem gesellschaftlichen Umgang mit nicht normgerechten sexuellen und geschlechtlichen Identitäten) der weibliche Körper. Auch wenn die culture wars der 80er- und 90er-Jahre ohne Zweifel von den Progressiven gewonnen wurden, kann man gerade in Echtzeit beobachten, wie die Uhren überall zurückgedreht werden. Zunehmend fühlen sich offenbar Männer bereits dadurch provoziert, dass sich Frauen überhaupt politisch oder journalistisch äussern.26 Eine detaillierte Analyse der Hasskommentare auf der Website des «Guardian» zeigt: Der Ton hat sich seit 2010 generell, aber besonders gegenüber Frauen verschärft.27

Uns scheint daher treffender, von einer Modernisierung und Verschiebung der Geschlechterverhältnisse zu sprechen, wenn wir die Geschlechterverhältnisse «in den letzten 300 Jahren kapitalgetriebener Geschichte» betrachten.

Während ihr in «Abseits des Spülbeckens» viele dieser Entwicklungen als «Gegenbeispiele zur Aufweichung der Geschlechtscharaktere» aufzählt, erkennen wir darin einen Widerspruch zur These der tendenziellen Nivellierung der Geschlechtergegensätze – trotz der erreichten formalen juristischen Gleichheit, die definitiv ein nicht zu unterschätzendes Gewicht hat. Die Geschlechterverhältnisse sind in die kapitalistische Gesellschaft tief eingeschrieben und mit dem Rückbau des Sozialstaats werden in erster Linie wieder die Frauen gefordert. Sorgearbeit bleibt tendenziell weiblich und die diesen Zustand legitimierenden Ideologeme sind alles andere als im Verschwinden begriffen. Insofern kann man unseres Erachtens sicherlich von einer Modernisierung des Geschlechterverhältnisses im Hinblick auf die Stellung der Frau in der öffentlichen Sphäre sprechen (bei den «Freunden der geschlechtslosen Gesellschaft» heisst es «Entspannung des herrschaftlichen Verhältnisses»), nicht jedoch von einer Nivellierung. Uns scheint daher treffender, von einer Modernisierung und Verschiebung der Geschlechterverhältnisse zu sprechen, wenn wir die Geschlechterverhältnisse «in den letzten 300 Jahren kapitalgetriebener Geschichte» betrachten.

Wir verstehen nicht, welche politische Absicht ihr mit der Nivellierungsthese verfolgt, gerade im aktuellen Krisenschub, wo die Errungenschaften der Frauenbewegung unter Druck stehen und vieles auf eine erneute Polarisierung und Hierarchisierung des Geschlechterverhältnisses hindeutet. Für uns wird mit der Propagierung der Nivellierungsthese nichts gewonnen, vielmehr laufen wir mit ihr Gefahr genau in die Kerbe jener zu schlagen, welche die «Gleichstellung für längst erreicht» halten.

Eiszeit, April 2017